Nahrungsmittelunverträglichkeiten umfassen verschiedene Beschwerden, die nach dem Verzehr bestimmter Nahrungsmittel auftreten, wobei sie in immunologische und nicht-immunologische Reaktionen unterteilt werden. Enzymdefekte wie Laktoseunverträglichkeit entstehen oft durch genetische Ursachen oder Resorptionsstörungen im Darm. Immunologisch vermittelte Unverträglichkeiten, wie Typ I- und Typ IV-Allergien, sowie IgG4-vermittelte Reaktionen, führen zu Entzündungen und vielfältigen Symptomen, die oft erst verzögert auftreten. Die Diagnostik variiert je nach Art der Unverträglichkeit, einschließlich Atemtests, Antikörpermessungen und Weglassdiäten.
Definition Nahrungsmittelunverträglichkeiten
Der Begriff Nahrungsmittelunverträglichkeit ist ein Überbegriff für alle Beschwerden oder Erkrankungen, die im Zusammenhang mit dem Verzehr bestimmter Nahrungsmittel auftreten. Differenzierung von Nahrungsmittelunverträglichkeiten Beschwerden, die im Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme stehen, treten nicht immer unmittelbar nach dem Essen auf. Oft vergehen Stunden bis Tage; die Symptome lassen sich nicht eindeutig den betreffenden Lebensmitteln zuordnen. Je nach Ursache äußern sich die Beschwerden und Abläufe sehr vielfältig. Deshalb ist eine diagnostische Differenzierung gefordert. Es ist zunächst eine Unterscheidung zwischen immunologischen und nicht-immunologischen Reaktionen notwendig. Diese Studie beschäftigt sich mit der Differenzierung von Nahrungsmittelunverträglichkeiten und der Notwendigkeit, zwischen immunologischen und nicht-immunologischen Reaktionen zu unterscheiden, um eine präzise Diagnose zu ermöglichen. Moneret-Vautrin, D. A., Kanny, G., & Flabbee, J. (2004). Food intolerance and food allergy. *Allergology International*, 53(4), 267-275.
Enzymdefekte
Die häufigsten Nahrungsmittelunverträglichkeiten werden durch Enzymdefekte hervorgerufen. Z.B. die Laktoseunverträglichkeit oder die Histaminintoleranz. Bei einer Histaminintoleranz beispielsweise besteht ein Mangel am histaminabbauenden Enzym Diamineoxidase (DAO). Die enzymbedingten Formen von Unverträglichkeiten oder Intoleranzen können einerseits durch einen Gendefekt entstanden sein, wären dann also angeboren. Oder sie entwickeln sich durch Resorptionsstörungen im Dünndarm. Bei diesen Unverträglichkeitsreaktionen spielt das Immunsystem keine Rolle, d.h. alle Bestandteile in der Nahrung werden vom Immunsystem toleriert. Diese Studie untersucht die Aktivität des Enzyms Diamineoxidase bei Patienten mit Histaminintoleranz, um einen Zusammenhang zwischen enzymatischen Defekten und der Toleranz gegenüber histaminhaltigen Nahrungsmitteln zu erkunden. Sie gibt Einblicke in die Rolle von Enzymdefekten bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten und deren potentielle genetische sowie erworbene Ursachen. Manzotti, G., Breda, D., Di Gioacchino, M., & Burastero, S. E. (2016). Serum diamine oxidase activity in patients with histamine intolerance. International Journal of Immunopathology and Pharmacology, 29(1), 105-111.
Immunologisch vermittelte Nahrungsmittelunverträglichkeiten
Bei den immunologisch vermittelten Nahrungsmittelunverträglichkeiten wird die aufgenommene Nahrung verdaut und kann resorbiert werden. Aber einzelne Bestandteile der Nahrung aktivieren hier das Immunsystem. Das Immunsystem ist dann nicht in der Lage, eine Toleranz gegenüber den eigentlich harmlosen Bestandteilen in Lebensmitteln zu gewährleisten. Es entstehen ungewollt ausgelöste Entzündungsreaktionen. Zu den immunologisch vermittelten Nahrungsmittelunverträglichkeiten gehören die Nahrungsmittelallergien und Kreuzreaktionen, die Autoimmunerkrankung Zöliakie und die sogenannten Pseudoallergien auf Nahrungsmittelzusatzstoffe. Diese Studie bietet eine umfassende Übersicht über die Epidemiologie, Pathogenese, Diagnose und Behandlung von Nahrungsmittelallergien und geht dabei auch auf immunologisch vermittelte Reaktionen ein, die durch Nahrungsmittel ausgelöst werden. Sie diskutiert, wie das Immunsystem auf harmlose Nahrungsmittelbestandteile reagiert und Entzündungsreaktionen auslöst, und berücksichtigt auch spezifische Erkrankungen wie Zöliakie und Pseudoallergien. Sicherer, S. H., & Sampson, H. A. (2010). Food allergy: Epidemiology, pathogenesis, diagnosis, and treatment. Journal of Allergy and Clinical Immunology, 125(2 Suppl 2), S116-25.
Typ I – Allergie
IgE-Antikörper lösen eine Typ I – Allergie aus. Diese werden bei Kontakt zum entsprechenden Allergen (Nahrungsmittel) aktiviert. Dadurch wird Histamin freigesetzt und es entsteht eine allergische Entzündung. Diese Form ist eine Soforttyp-Allergie, d.h. unmittelbar nach dem Kontakt zum Allergen wird eine Reaktion ausgelöst. Innerhalb von Minuten bis wenige Stunden nach Verzehr der Nahrung können Beschwerden wie Juckreiz, Schwellungen in Mund und Rachen, Asthma, Erbrechen und Durchfall auftreten. Diese Symptome werden oft bereits durch sehr geringe Mengen des betreffenden Nahrungsmittelallergens ausgelöst. Meist ist diese Allergieform an eine Pollenallergie gekoppelt. Hieraus können über sogenannte Kreuzallergien Rückschlüsse auf unverträgliche Lebensmittel gezogen werden.
Typ IV- Allergie
Die Typ IV- Allergie basiert auf spezifischen T-Lymphozyten (Zellen der Immunabwehr), die sich gegen Nahrungsmittelproteine richten. Diese Form ist eine Spättyp-Allergie, d.h. Symptome treten oft erst 24 bis 48 Stunden nach Nahrungsmittelverzehr auf. Die vielschichtigen Symptome lassen sich aus diesem Grund nur schwer zuordnen. Dazu gehören z.B. Beschwerden im Verdauungssystem, Ekzeme der Haut, Migräne usw.
IgG4 vermittelte Nahrungsmittelunverträglichkeit
Nahrungsmittelunverträglichkeiten, die mit IgG4-Antikörpern vermittelt sind, kommen sehr häufig vor. Auch hier erscheinen die Symptome meist erst Stunden bis Tage nach dem Verzehr. Die Ursache liegt in einer gestörten Darmbarrierefunktion – Leaky gut Syndrom. So gelangen Nahrungsmittelbestandteile vermehrt ins Blut und stimulieren dort das Immunsystem, Antikörper (IgG4) zu bilden, die zur Entstehung unter- schiedlichster Symptome beitragen können. Die Diagnostik dieser Unverträglichkeit steht sehr in der Kritik der Fachverbände. Diese ist aber nur teilweise berechtigt, da nicht alle zur Verfügung stehenden Daten in die öffentliche Diskussion eingeflossen sind. Beachtenswerte Studienergebnisse in renommierten Zeitschriften und ihre empirischen Daten haben dabei keinerlei Berücksichtigung gefunden. Atkinson, W., Sheldon, T. A., Shaath, N., & Whorwell, P. J. (2004). Food elimination based on IgG antibodies in irritable bowel syndrome: a randomised controlled trial. Gut, 53(10), 1459-1464.
Unverträglichkeiten von Nahrungsmittelzusatzstoffen
Zu den Nahrungsmittelzusatzstoffen gehören Farbstoffe, Konservierungsstoffe, Verdickungsmittel, Geschmacksverstärker und Süssungsmittel. Einige dieser Stoffe können Auslöser von pseudoallergischen Reaktionen sein. Bei einer pseudoallergischen Reaktion ist das Immunsystem nicht beteiligt, auch wenn diese oft der IgE-vermittelten Allergie ähneln kann.
Diagnostik
Für enzymbedingte Unverträglichkeiten gibt es verschiedene Diagnosemöglichkeiten. Die Laktoseunverträglichkeit kann man mittels des Laktosetoleranztests oder mit dem H2-Atemtest ermitteln. Ich empfehle meinen Patienten in diesem Fall allerdings eine wöchentliche Weglaßdiät mit anschließender Provokation. Eine Histaminintoleranz kann man mit der Bestimmung des DAO-Enzyms im Blut feststellen. Allerdings treten bei einer Histaminose im Darm (Ablagerung von Histamin durch Allergien und Entzündungen) ähnliche Symptome wie die bei einer Histaminintoleranz auf. Daher sollte bei Verdacht auch der Histamin-Wert im Stuhl bestimmt werden. Immunologisch vermittelte Allergien und Unverträglichkeiten kann man durch Messung von jeweiligen Antikörpern im Blut bestimmen. Dazu braucht es für jede Allergie-Form einen bestimmten Test.
Fazit
Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind komplexe und vielfältige Reaktionen, die unterschiedliche Ursachen haben können und oft erst nach genauer diagnostischer Abklärung richtig behandelt werden können. Eine differenzierte Herangehensweise ist entscheidend, um die spezifische Ursache zu identifizieren und eine effektive Therapie einzuleiten. Die richtige Diagnostik ermöglicht es, die Beschwerden gezielt zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig zu verbessern.